Schalmeienkapelle Dessau
In Dessau existierte eine Schalmeienkapelle mindestens 40 Jahre lang.
Geschichte
Eigentlich begann es schon 1924 bei einem Reichsbannertreffen in Magdeburg, denn dort sahen die Mitglieder eines Dessauer Spielmannszuges zum ersten Male eine Schalmeienkapelle aus dem Vogtland.[1] Daraufhin entschloss man sich umzusatteln und die Flöten gegen Schalmeien zu tauschen.
1928 konnten die Instrumente gekauft werden und am 23. Juni 1928 wurde die Schalmeienkapelle gegründet.
Nach einem halben Jahr kam dann Karl Wicke als neues Mitglied dazu, und dieser konnte Noten lesen und schreiben. Er wurde musikalischer Leiter.
Die Zeit verging, und die Macht des Faschismus brach an. Es war vorbei mit dem Spielen. Die revolutionären Lieder und Märsche wurden versteckt, doch sie verbrannten 1945 beim Großangriff auf Dessau. Einige Kameraden kehrten aus dem Zweiten Weltkrieg nicht zurück.
Nach Kriegsende wurde dann die Kapelle wieder neu aufgebaut und mit den Übungsstunden begonnen. Während des Krieges hatte jedes Mitglied sein Instrument mit nach Hause genommen, dadurch war der Verlust an Instrumenten und Noten nicht so groß. Am 1. Mai 1946 konnten sie wieder mit 14 Freunden spielen. 1951 konnte man sich einem VEB anschließen und die finanziellen Nöte beseitigen.
1953 wurde im Reichsbahn-Stahlbau ebenfalls eine Schalmeienkapelle gegründet. Karl Wicke übernahm die Ausbildung der Kapelle, und es entstand im Laufe der Zeit ein gutes Verhältnis zwischen beiden Kapellen. Anfang 1960 beschlossen sie, sich mit dem Reichsbahn-Stahlbau Dessau zu vereinigen. Nach dem Tode des alten Dirigenten wurde Heinz Berndt neuer Leiter der Kapelle.
Im Juni 1961, wenige Monate nach dem Beitritt zum DTSB, fuhren sienach Köthen zum Bezirksausscheid, wo sie den ersten Platz belegten.
Dadurch konnten sie im Jahre 1962 nach Großröhrsdorf fahren und belegten den 5. Platz. Mit großer Zuversicht fuhren sie 1963 nach Leipzig zum III. Deutschen Turn- und Sportfest, konnten aber keinen der vorderen Plätze erreichen. 1964 in Großröhrsdorf gelang jedoch wieder der Gewinn der Goldmedaille. 1966 konnte diese im Rödertalerfolgreich verteidigt werden.
Am 8. und 9. Juni 1968 fand ein Wettkampf anläßlich des 40. Jubiläums statt.
1969 konnte man in die Leistungsklasse I, der damals höchsten Klasse, aufsteigen. Allerdings sagte die Leitung der Schalmeienkapelle die Teilnahme der Kapelle an der „1. DDR-Bestenermittlung“ 1970 in Luckenau ab, weil einige Mitglieder erkrankt waren. Somit stieg man direkt wieder ab.
1971 wird das Kollektiv der Schalmeienkapelle BSG Lok Stahlbau Dessau - es wurde der erste Platz erreicht - nachträglich im Ergebnis des „Aufstiegsturniers“ disqualifiziert „auf Grund grober Verstöße gegen die öffentliche Ordnung und Sicherheit, wegen Ansehensschädigung des Deutschen Turn- und Sportbundes und seiner Spielleutebewegung sowie wegen Verstoßes gegen die Wettkampfordnung der Spielleute des DTSB“ und erhielt eine Wettkampfsperre von 12 Monaten, die mit Wirkung vom 26. Juni 1971 in Kraft trat.[2]
In den Folgejahren sind keine weiteren Belege für die Kapelle bekannt.
Vorgänger
- Schalmeienkapelle der BSG Lok Stahlbau Dessau